Saatkrähen in Laupheim


Seit 1991 brüten Saatkrähen in der Innenstadt von Laupheim. Konflikte mit der Bevölkerung wegen Lärm und Kot blieben da nicht aus. Vor allem auf dem alten Friedhof, wo die Ansiedlung begann, war die Empörung der Friedhofsbesucher sehr massiv. Man könne wegen dem Vogelkot auch bei schönem Wetter nur mit Schirm auf den Friedhof, Grabsteine sind ständig verkotet und die Stille und das Gedächtnis an die Toten werde gestört. Diese massiven Beschwerden aus der Bevölkerung musste die Verwaltung aufnehmen und sich um die geforderte Abhilfe bemühen. Das Regierungspräsidium wurde um eine Ausnahmegenehmigung zur „Vergrämung“ der Tiere ersucht. Niemand wusste jedoch ein geeignetes Mittel, so begann das bis heute andauernde Experiment, mit verschiedensten Methoden die Tiere aus der Stadt zu vertreiben.

  • Lärmmaschinen welche um ein vielfaches lauter waren als die Krähen.
  • Schwarze Tücher in den Bäumen.
  • Feuerwerkskörper die über den Nestern explodierten.
  • Falkner mit Jagdfalken.
  • Altnester wurden durch Baumkletterer vor Brutbeginn entfernt.
  • Uhuattrappen aus Plastik wurden in die Bäume gehängt.

u.v.m. wurde ausprobiert.

Bis heute fehlt der durchschlagende Erfolg. Die Innerstädtischen Brutpaarzahlen sind – trotz alljährlicher massiver Vergrämungsversuche – eher zunehmend.

Der NABU Laupheim hat die Maßnahmen immer kritisch begleitet, und dabei versucht, die Wogen zu glätten. Inzwischen ist eine zunehmende Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber den Saatkrähen zu spüren. Trotzdem gibt es immer noch Anwohner, die durch Lärm gestresst zur Selbsthilfe greifen, indem sie mit Schreckschuss und Feuerwerkskörpern versuchen die Tiere aus der unmittelbaren Umgebung zu vertreiben.

Der NABU Laupheim fasst alljährlich sowohl die quantitative Entwicklung als auch den allgemeinen Saisonverlauf mit Fakten und Hintergründen in einer Dokumentation zusammen. Diese wird den Behörden als Basis für die Beurteilung der Sachlage zur Verfügung gestellt.

In den achtziger Jahren wurden durch Veränderungen in der Landwirtschaft fast alle Rißtalwiesen in Äcker verwandelt. Die Tiere mussten sich vermehrt auf den Äckern ernähren, mit der Folge von „Saatschäden“. Damit war die „Saatkrähe“ auch im Rißtal endgültig als „Saatschädling“ ausgemacht und als solche massiv verfolgt worden.

Im Laufe der folgenden Jahre haben die Tiere wohl gemerkt, dass in der Stadt der Verfolgungsdruck wesentlich niedriger war als in der freien Landschaft - kein Ausschießen der Horste - und haben sich dort niedergelassen. Die Tiere sind wohl aufgrund der kollektiven Lebenserfahrung mittlerweile so geprägt, „Siedlungsbereich sicher – Außenbereich unsicher“!

Diese Prägung gilt es zu lösen, es muss erreicht werden, dass sich die Saatkrähen in ihren früheren Kolonien sicher fühlen. Das ist ein schwieriger, sehr mühsamer und längerfristiger Entwicklungsgang.

Georg Walcher