20 Jahre erfolgreiches Artenschutzprojekt Fluss-Seeschalbe der NABU – Gruppe Laupheim.

Den meisten Menschen nicht bekannnt ist die Fluss-Seeschwalbe, ein „fliegender Edelstein“ in der Vogelwelt. Schlanker weißer Möwenähnlicher Vogel mit schmalen, spitz zulaufenden Flügeln und tief gegabeltem Schwanz. Auffallend ist die schwarze Kopfplatte und der lange rote Schnabel mit schwarzer Spitze. Ein „Naturerlebnis der Extraklasse“ ist es, den schwerelos elegant wirkenden Flug der Fluss-Seeschwalbe bei der Jagd über dem Wasser zu beobachten.

Die Fluss-Seeschwalbe ist Koloniebrüter, ihr primärer, ursprünglicher Brutplatz befindet sich auf 
Kiesbänken- und Inseln mit frisch aufwachsender aber spärlicher Vegetation. Das Nest wird am Boden auf rohen Kies -und Sandflächen angelegt, gerne in der Nähe auffälliger Strukturen wie Pflanzenbüscheln oder Treibgut. Die Nahrung besteht aus kleinen Fischen, Insektenlarven, Kaulquappen oder Wasserkäfern, die beim Stoßtauchen erbeutet werden.

Die Fluss-Seeschwalbe ist beheimatet in den Küstenregionen Mitteleuropas und „interessanterweise“ auch im Alpenvorland. Dort war sie ursprünglich verbreitet an den alpinen Flüssen, wo nach den alljährlichen Hochwassern nach der Schneeschmelze vegetationsfreie Kiesbänke in den noch wilden Flüssen entstanden. Mit der Verbauung der Flüsse verschwand auch die Flussseeschwalbe weitgehend, sie hatte keinen Lebensraum mehr. Durch intensive Bemühungen der Naturschutzverbände ist es gelungen die letzten Vorkommen der Flussseeschwalbe zu stabilisieren und sie vor dem Verschwinden im Alpenvorland zu bewahren. Die Idee, mit künstlichen Schwimmflößen den ursprünglichen Lebensraum  „nachzuahmen“ hat wohl in den 60 er Jahren begonnen und sich danach mit zunehmenden Erfolg verbreitet und etabliert. Heute ist das ein erfolgreiches und im ganzen Alpenvorland angewandtes Mittel, dieser Vogelart das überleben zu sichern.

Bereits am Anfang dieser Entwicklung hat die NABU Gruppe Federsee mit den Brutflößen erfolgreich operiert. Die NABU Gruppe Laupheim hat daraufhin 1987 unter Leitung des damaligen 1. Vorsitzenden Hubert Breitruck die ersten Schwimminseln im Laupheimer Rißkiessee (Südsee) verankert. 1992 im Juni kamen dann erstmals Fluss-Seeschwalben und begannen auf den Inseln zu brüten. Das war der Beginn einer rasanten Entwicklung. Durch den regelmäßig hohen Bruterfolg hat sich im Laufe der Jahre ein beachtlicher Bestand entwickelt. Die Naturfreunde Ulm haben sich daraufhin auch des Themas angenommen und - mit unserer tatkräftigen - Unterstützung zuerst in Rißtissen, dann in Erbach und zuletzt im NSG Gronne an der Ulmer Donau Inseln ausgebracht, die allesamt von den Flussseeschwalben nach und nach besiedelt  wurden. Zuletzt hatten wir über 40 Brutpaare in der Donau- Riss- Region. 2003 war ein Rekordjahr, mit 119 Jungvögeln. Das Projekt hat sich dann – ebenfalls mit unserer stetigen Unterstützung -  weiter nach Osten ausgedehnt, so dass sich heute an der Donau mit ihren Zuflüssen Riss, Iller Günz und Mindel  wieder eine recht stabile Population  mit weit über 50 BP entwickelt hat, Tendenz zunehmend.

Die Flussseeschwalbe ist in ihrem Bestand bedroht, weil die natürliche Biotope heute fast vollständig verschwunden sind und sie von direkten Hilfsmaßnahmen abhängig ist.
Zur Sicherung des natürlichen Lebensraumes der Flussseeschwalbe gehört der Erhalt dynamischer Flusslandschaften, so dass Kiesinseln immer wieder neu entstehen können und die Sukzession der Vegetation durch die alljährlichen Frühjahrshochwässer immer wieder unterbrochen wird.

Wiederbesiedlung ihres natürlichen Bruthabitates ist möglich, im Jahr 2003 gab es eine erfolgreiche Brut auf einer natürlichen Kiesinsel im Lech.

Die Renaturierung der Iller unterhalb Dietenheim kann bei entsprechender geringfügiger Modulation der Maßnahmen  - Kiesinseln im Flussbett von April bis Juli nicht betreten -  ein Meilenstein für den Erhalt der natürlichen Lebensräume der Flussseeschwalbe sein. Die Illerrenaturierung – vom BUND sehr erfolgreich begleitet- hat mittlerweile auch wieder natürliche Abbruchkanten, an denen Uferschwalben brüten.

Ansprechpartner: Georg Walcher  NABU Laupheim,

E-Mail: nabu-laupheim@gmx.de

 

 

 

 

 

 

 
 
Neues Schwimmfloß für die Flussseeschwalben. Am 7. Mai haben wir eine neue Schwimminsel für die seit 1992 am „Südsee“ brütenden Flussseeschwalben im südlichen Rißkiessee verankert. Unsere bisherigen Flöße waren aus Holz, die neue Technik ist eine aufwändige Stahlkonstruktion mit Holzboden (Foto), somit weit witterungs-beständiger und weniger reparaturanfällig. Die hohen Anschaffungskosten (ca. € 3000.-) wurden überwiegend vom Landkreis übernommen, die NABU Gruppe wäre nicht in der Lage derartige Kosten zu stemmen. Neben der neuen Insel wurden auch die alten Inseln wieder ausgebracht. Die Flussseeschwalben sind inzwischen mit 8 Brutpaaren wieder am See, wir hoffen auch 2013 auf einen guten Bruterfolg.                   Foto: Georg Walcher
 

 

 
 
                  Foto: Georg Walcher
 

 

 
 
 

 

 
 
 

 

 
 
Gerade erst flügge gewordene Flussseeschwalben werden noch gefüttert, das Fischen müssen sie erst noch lernen.                   Foto: Roland Maier
 

 

 

 
Frisch geschlüpftes Flussseeschwalbenküken auf Brutfloß                                                                                    Foto: Roland Maier
 

 

 

 
                                                                             Foto: Georg Walcher